Angélique und der König by Anne Golon & Günther Vulpius

Angélique und der König by Anne Golon & Günther Vulpius

Autor:Anne Golon & Günther Vulpius
Die sprache: deu
Format: azw3
Tags: Übersetzung, Roman, Bearbeitet
Herausgeber: Bertelsmann
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Dreißigstes Kapitel

Von Paris aus begab sie sich nach Versailles.

Sie begegnete dem König im Park, am Rande des grünen Rasenteppichs, den der Schnee in einen weißen verwandelt hatte. Trotz der bitteren Kälte verzichtete der Monarch nicht auf seinen täglichen Spaziergang. Wenn die Jahreszeit auch nicht erlaubte, Blumen und Laub zu bewundern, erfreute sich das Auge doch an den schönen Linien der Anlage, an der Harmonie der die Bosketts einrahmenden Alleen. Man verweilte vor den neuen Statuen aus schneeweißem Marmor oder buntbemaltem Blei, deren Rot, Gold und Grün vor dem grauen Hintergrund des Unterholzes leuchteten.

Gemächlich wandelte der Hof um das Bassin des Apoll. Die vergoldete Gruppe des Gottes auf seinem von sechs Streitrössern gezogenen Wagen blinkte in der Sonne und spiegelte sich auf der gefrorenen Wasserfläche.

Madame du Plessis-Bellière wartete an der Einmündung eines Hagebuchenganges mit ihrem Pagen Flipot, der die Schleppe ihres schweren Mantels hielt, ihren beiden Zofen und Malbrant Schwertstreich. Sie ging dem König einige Schritte entgegen und versank in eine tiefe Reverenz. »Welch angenehme Überraschung!« sagte der König, während er leicht den Kopf neigte. »Ich denke, die Königin wird sich ebenso freuen wie ich.«

»Ich habe Ihrer Majestät meine Aufwartung gemacht, und Sie hat geruht, mir ihre Befriedigung zum Ausdruck zu bringen.«

»Ich teile sie durchaus, Madame.«

Mehr Worte waren bei der Begrüßung nicht gefallen, und Angélique begegnete schadenfrohen Blicken, als sie sich unter das Gefolge mischte und liebenswürdig für die Willkommensworte dankte, die hier und dort an sie gerichtet wurden. Dabei musterte sie neugierig die Toiletten der Damen, deren Neuerungen ihr beim ersten Blick auffielen. Ihre eigene schien ihr im Vergleich zu ihnen plötzlich provinziell und unmodern. War es der Einfluß Madame de Montespans, die, endlich zu der Stellung gelangt, in der sie ihre Fähigkeiten zeigen konnte, die Mode und das Hofleben in die Hand nahm und allem den Stempel ihrer Phantasie, ihres originellen, spritzigen Geistes aufprägte?

Später, im Salon der Venus, in dem die königliche Tafel gedeckt war, sah Angélique sie unter den Prinzen sitzen, lachend und plaudernd, durch witzige Bemerkungen Gelächter auslösend und durch ein Wort jedem Gelegenheit gebend, seinerseits zu glänzen. Sie war wirklich eine große Dame. Mit unnachahmlicher Eleganz und bewundernswerter Gelöstheit trug sie nicht nur die Last ihrer neuen Vorrechte, sondern auch die eines königlichen Bastards, der zu Beginn des neuen Jahres erwartet wurde. Die Gesichter in ihrem Umkreis wirkten entspannt.

Überhaupt schien der Hof fröhlicher und weniger steif geworden, und die Etikette war, wenn sie auch nach wie vor peinlich beobachtet wurde, wie vom Hauch der Grazie eines um den lächelnden Gott sich bewegenden antiken Balletts aufgelockert.

Heute war »Großes Gedeck«. Das Volk durfte den König speisen sehen. Respektvoll drängte es sich am Saaleingang vorbei und erfreute sich am frohen Gesicht seines Souveräns. In flüsternden Bemerkungen schrieb man diese Aufheiterung der allgemeinen, durch die Geburt des zweiten Prinzen, Philippes, Herzogs von Anjou, ausgelösten Freude zu, der im September zur Welt gekommen war und mit der jetzt zehn Monate alten ›Petite Madame‹ Marie-Thérèse die königliche Familie aufs glücklichste vervollständigte.

Doch machte man einander auch auf Madame de Montespan aufmerksam. Wahrhaftig, ein



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